Pressemitteilung

Protein aus „Luft“– OHB macht revolutionäre Lebensmitteltechnologie mit Solar Foods weltraumtauglich 

Studienphase für Pilotprojekt HOBI WAN der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA gestartet – Tests an Bord der Internationalen Raumstation geplant

Bremen, 4. November 2025. Wie werden Astronautinnen und Astronauten zukünftig auf monatelangen Missionen zum Mond oder Mars überleben – ohne Nachschub von der Erde? Eine mögliche Antwort darauf wächst nicht auf Feldern, sondern entsteht aus einer Bakterienkultur, die fermentiert wird und so ein nährstoffreiches Protein hervorbringt. Gemeinsam mit dem finnischen Food Tech-Pionier Solar Foods bringt die OHB System AG im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation diese Vision auf den Weg ins All: Im Projekt HOBI WAN (Hydrogen Oxidizing Bacteria In Weightlessness As a source of Nutrition) soll die innovative Nahrungsproduktion erstmals in der Schwerelosigkeit an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) getestet werden. Die Studienphase für das Pilotprojekt ist jetzt gestartet und wird von der ESA im Terrae Novae Exploration Programme gefördert.

Fermentation statt Feldarbeit

Die Technologie basiert auf einem faszinierenden Prinzip: Die Nährstofflösung einer Bakterienkultur wird in einem Bioreaktor mit gasförmigem Wasserstoff, Sauerstoff und CO₂ versorgt. Als Stickstoffquelle für die Proteinsynthese dient Harnstoff. Die Bakterien wandeln diese Stoffe durch Fermentation in Solein um – so der Name für das neue, proteinreiche Pulver, das weder Ackerflächen noch Sonnenlicht benötigt. Statt also Salatköpfe, Karotten oder Tomaten in Erde großzuziehen, wächst das Protein quasi „aus der Luft“. Der Versuchscontainer dafür wird ein klassischer Middeck-Locker sein, wie er seit Jahren auf der ISS im Orbit eingesetzt wird. Dieser wird alle für den Bioreaktor erforderlichen Komponenten wie Inkubator, Messinstrumente, Steuereinheiten und Systeme für die Entnahme von Proben enthalten.

„Seit Inbetriebnahme des europäischen Columbus Moduls ist OHB eng mit der Internationalen Raumstation verbunden. Wir entwickeln, betreiben und warten bereits seit über zwei Jahrzehnten wissenschaftliche Nutzlasten für die Station. Unser tiefes Verständnis der ISS-Umgebung, kombiniert mit unserer Erfahrung in Lebenserhaltungssystemen und wissenschaftlichen Experimentplattformen, macht uns zum idealen Partner, um die Solein-Technologie von Solar Foods in den Orbit zu bringen und wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit“, sagt Jürgen Kempf, Projektleiter HOBI WAN bei OHB. Die Mission gehe aber weit über das Testen einer neuartigen Proteinquelle hinaus, so Kempf.  „Wir erforschen, wie wir menschliches Leben im All nachhaltig unterstützen können. Die Erkenntnisse, die wir hier gewinnen, könnten auch helfen, globale Herausforderungen auf der Erde zu bewältigen – etwa Ressourcenknappheit und Ernährungssicherheit. Wir sind stolz darauf, unsere Expertise in ein Projekt einzubringen, das Raumfahrtinnovation mit planetarer Nachhaltigkeit verbindet.“ 

Erste Phase: Wissenschaftliches Modell am Boden

In der achtmonatigen Studienphase wird nun zunächst ein wissenschaftliches Modell am Boden entwickelt. Ziel ist es, die grundlegenden Prozesse zu validieren, um herauszufinden, ob die Solein-Produktion auch unter Mikrogravitation funktionieren kann. Die Bioprozess-Technologie der finnischen Firma muss in ein kompaktes, autonomes System übersetzt werden, das unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit zuverlässig arbeiten kann. Zum Beispiel müssen spezielle Kartuschen Gase einleiten, ohne dass Flüssigkeit austritt und fast jeder weiß, welch hochexplosive Mischung Sauerstoff und Wasserstoff ergeben können, wenn sie aufeinandertreffen. Insgesamt drei Experimente sollen in der Versuchsbox untergebracht werden, wobei die Astronauten während der Laufzeit auch Proben entnehmen müssen. Dank der Erfahrungen aus früheren Biolab-Experimenten weiß OHB, welche Materialien und Komponenten sich für den Einsatz im All gut eignen.

 „Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit OHB, deren Expertise in der Bewertung und Zertifizierung – insbesondere im Hinblick auf die notwendigen Sicherheitsanforderungen – wird uns helfen, ein System zu entwickeln, das für die Raumfahrtumgebung geeignet ist, die benötigten Daten liefert und vor allem sicher auf einer bemannten Raumstation betrieben werden kann“, sagt Arttu Luukanen, Senior Vice President Space & Defence bei Solar Foods.

Start zur ISS geplant

Wenn die erste Phase erfolgreich verläuft, folgt die Entwicklung des Flugmodells mit dem Ziel, es zur ISS zu bringen. Das Projekt HOBI WAN ist Teil eines wachsenden europäischen Engagements für sogenannte Closed-Loop-Systeme – also Kreislaufsysteme, die Wasser, Luft und Nahrung autonom bereitstellen. Die Ergebnisse sollen nicht nur die Raumfahrt voranbringen, sondern auch Impulse für nachhaltige Ernährungslösungen auf der Erde liefern – insbesondere in Regionen mit knappen Ressourcen.

Das Projekt (ESA-Vertrag Nr. 4000149559/25/NL/ATC) wird im Rahmen eines Programms der Europäischen Weltraumorganisation durchgeführt und von dieser finanziert. Die hier geäußerten Ansichten geben keinesfalls die offizielle Meinung der Europäischen Weltraumorganisation wieder.

Kontakt für Medienvertreter: 

Marianne Radel
Leiterin Unternehmenskommunikation
Tel: +49 421 2020 9159
E-Mail: marianne.radel@ohb.de

Kontakt für Investoren und Analysten: 

Marcel Dietz
Investor Relations
Tel: +49 421 2020 6426
E-Mail: ir@ohb.de