OHB-Personalvorstand Klaus Hofmann. © OHB

„Wir wollen junge Menschen für Raumfahrtjobs bei OHB begeistern“

Interview mit OHB-Personalvorstand Klaus Hofmann

Was das Team um Personalvorstand Klaus Hofmann alles unternimmt, um die qualifiziertesten und geeignetsten neuen Kolleginnen und Kollegen für das Unternehmen zu finden – und warum dabei die Kooperation mit dem Ökumenischen Gymnasium zu Bremen eine wesentliche strategische Rolle spielt.

OHB hat einen Kooperationsvertrag mit dem Ökumenischen Gymnasium (ÖG) in Oberneuland geschlossen. Was genau ist das Ziel dieses Projekts?

Klaus Hofmann: Die Raumfahrtindustrie gewinnt auch in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Das hat vor allem mit der Tatsache zu tun, dass es der Branche immer besser gelingt, den täglichen Nutzen von Raumfahrttechnologie für die Gesellschaft zu veranschaulichen. Mit anderen Worten: Raumfahrt ist deutlich relevanter geworden. Wir merken das daran, dass wir es einerseits mit einem im Grunde leer gefegten Arbeitsmarkt zu tun haben, wir aber andererseits weiterhin sehr viele Initiativbewerbungen bekommen. Trotzdem können wir uns im Lichte des demografischen Wandels nicht darauf verlassen, dass das so bleibt. Dies wird nur aufrechtzuerhalten sein, wenn wir uns viel mehr als in der Vergangenheit um die möglichst frühzeitige Ansprache junger Menschen für unsere Bedarfe kümmern. Dazu gehört neben unseren schon seit Längerem laufenden Kooperationen mit Universitäten und Hochschulen nun auch vermehrt das Werben um das Interesse von Schülern für Raumfahrt und Technik. Unser Ziel muss dabei sein, möglichst viele dieser jungen Menschen für Berufe in der Raumfahrt und damit letztlich für einen Job bei OHB zu begeistern.

Raumfahrt ist deutlich relevanter geworden.

Klaus Hofmann, Vorstandsmitglied OHB SE

 

Was hat den Ausschlag dafür gegeben, die Kooperation mit dem ÖG zu suchen?

Hofmann: Die Schule ist wegen der diversen Schwerpunkte im Bereich Technik und Forschung, etwa im Bereich MINT – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik – geradezu ideal, um junge Menschen schon in der Schule für unsere Bedarfe zu gewinnen, insbesondere für einen Partner aus der Industrie. Zudem ist das ÖG auch eine sehr internationale Schule mit zahlreichen Aktivitäten und Partnerschaften in der ganzen Welt. Das macht diese Schule für ein so international aufgestelltes Unternehmen wie OHB mit 35 verschiedenen Nationalitäten in der Belegschaft doppelt interessant.

Diese Kooperation ist etwas Neues. Eine offizielle Kooperation per Vertrag zwischen einem Unternehmen und einer Schule in einem bestimmten Profil gibt es in der Form zumindest in unserer Region hier nicht ...

Hofmann: ... das macht uns auch stolz als Unternehmen mit Bremer Wurzeln und Hauptsitz in Bremen. Wir wollen damit unsere Rolle als einer der interessantesten Arbeitgeber an diesem Standort unterstreichen. Gerade die Partnerschaft mit einer der besten Schulen in der Region wird uns dabei sehr helfen.

Was leistet OHB denn im Rahmen dieser Kooperation?

Hofmann: Das ÖG bietet seinen Schülern in der 10. Klasse eine Vertiefungsrichtung als Oberstufenprofil Luft- und Raumfahrt an. OHB unterstützt dabei im Rahmen der Vertiefungsrichtung mit praktischen Beispielen und Elementen aus dem Arbeitsleben. Dafür werden OHB-Mitarbeiter etwa zwei Stunden pro Woche investieren. Weiterhin wird im Rahmen des Profils einmal jährlich ein Unternehmensbesuch bei OHB in Bremen ermöglicht. Darüber hinaus unterstützen wir das ÖG bei einem MINT-Camp, bei Praktikumsplätzen im Rahmen des Raumfahrtprofils sowie einigen weiteren Aktivitäten. Mir ist es aber sehr wichtig zu betonen, dass das für uns nur der Anfang einer Entwicklung sein soll. Aus diesen ersten Aktivitäten im Rahmen des Kooperationsvertrags können beliebig viele andere Projekte entstehen – sofern sie für uns finanziell und von den Ressourcen her machbar und sinnvoll sind. Was uns bei dem gesamten Vorhaben besonders stolz macht, ist, dass sich ohne große zusätzliche Initiative der Unternehmensleitung zahlreiche Kolleginnen und Kollegen bereit erklärt haben, ihren Beitrag zu leisten – sei es als Lehrperson oder als Impulsgeber.

Ist es denkbar, das Projekt auch auf andere Schulen oder gar Standorte auszuweiten?

Hofmann: Natürlich ist beides denkbar. Es muss uns aber gelingen, dafür die nötigen Mittel im Unternehmen frei zu machen.

Dass auch in Zukunft noch genügend junge Leute Interesse an der Raumfahrt haben, geschieht nicht automatisch.

Klaus Hofmann, Vorstandsmitglied OHB SE

Welchen Effekt erhoffen Sie sich denn für das Unternehmen durch diese Kooperation?

Hofmann: Wir sind ein wachsendes Unternehmen in einem internationalen Umfeld – jedoch mit einem klar definierten Profil als Arbeitgeber in Deutschland. Das soll auch so bleiben. Daraus folgt aber, dass wir uns in einem deutschen Umfeld mit seinem angespannten Arbeitsmarkt in unserer Branche sehr stark mit dem Thema Demografie auseinandersetzen müssen. Zumal es schon seit Längerem einfach nicht mehr genug Studienabgänger gibt, die für Jobs in unserer Industrie infrage kommen. Die Schlussfolgerung lautet: Wir müssen uns darum kümmern, das Interesse an unseren Berufsbildern in der Raumfahrtindustrie schon sehr frühzeitig zu adressieren. Dass auch in Zukunft noch genügend junge Leute Interesse an der Raumfahrt haben, geschieht nicht automatisch. Deshalb müssen wir uns als Unternehmen selbst darum bemühen.

Welche Kooperationen gibt es denn noch in diesem Sinn?

Hofmann: Wichtig sind natürlich Hochschulkooperationen – hier in Bremen und an unseren anderen Standorten. Etwa unser Angebot des dualen Studiums, das wir mit der Universität Bremen und der Hochschule Bremen begonnen haben. Dazu fördern wir Praktika und Dissertationen. Wir vergeben Studienprojekte an Hochschulen. Kolleginnen und Kollegen treten als Unterrichtspersonen auf und wir binden Professoren in Projekte ein. Zudem fördert OHB Stiftungsprofessuren. Dazu kommen Fachmessen, auf denen wir um Nachwuchs werben, und Initiativen, die wir in dem Sinn unterstützen, etwa den CanSat-Wettbewerb.

Wie hat sich denn in diesem Umfeld die Arbeit des Bereichs HR verändert?

Hofmann: Wir mussten unsere Strategie neu ausrichten. Bis vor einigen Jahren bestand die Aufgabe von Personalabteilungen in der Regel darin, in einem Nachfragemarkt, salopp gesagt, auszusieben. Jetzt ist der Wettbewerb um die besten Kandidaten so hart geworden, dass Personalabteilungen sehr kreativ werden müssen, um ihr Unternehmen für die besten Köpfe attraktiv zu machen. In diesem Wettbewerb stecken wir derzeit in unserer Industrie mit voller Wucht. Denn vielen ist ja gar nicht bewusst, dass sich der Bedarf potenziert hat; er ist ja nicht mal nur additiv gestiegen. Und das in einer Lage, in der wir es mit leer gefegten Arbeitsmärkten zu tun haben.

Und was ist die Konsequenz daraus?

Hofmann: Dass wir mehr unternehmen müssen, um uns als attraktiv zu präsentieren und bekannt zu machen. Die Attraktivität als Arbeitgeber ist bei OHB zweifellos gegeben. Nur die Bewerbersituation hat sich komplett gedreht. Und darauf müssen wir entsprechend klug und vor allem vorausschauend reagieren.

OHB ist ein vergleichsweise junges Unternehmen. Das Durchschnittsalter beträgt 41 Jahre. Heißt das nicht, dass dann schon vieles richtig gemacht wird?

Hofmann: Wir sind wie erwähnt mit Sicherheit attraktiv und interessant. Wir gehen die Dinge auch nicht falsch an. Aber: Wir müssen sehr intensiv am Ball bleiben bei der Frage, wie wir die neuen Kolleginnen und Kollegen so ins Unternehmen integrieren, dass es für beide Seiten eine Win-win-Situation wird.

Von den bald 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der OHB System AG in Deutschland ist jeder zweite 35 Jahre und jünger.

Klaus Hofmann, Vorstandsmitglied OHB SE

Ist es denn nicht normal, dass ein Unternehmen mit einer vergleichsweise jungen Belegschaft eine höhere Fluktuationsquote hat?

Hofmann: Natürlich, das ist so. Ich entstamme einer Generation, die noch sehr stark die Bereitschaft zu langer Firmentreue hatte, wenn die eigenen Erwartungen erfüllt wurden. Diese Erwartungen sind zum einen Sicherheit des Arbeitsplatzes – zumal in einer Zeit, in der es viele Wettbewerber um attraktive Jobs gab. Zum anderen mussten die Rahmenbedingungen stimmen, in denen man sich in seinem Arbeitsfeld entfalten konnte. Traf beides zu, hat man sich in der Regel nicht bewegt. Die Generation Y und auch die jüngste Generation Z haben jeweils viel volatilere Berufskonzepte. Diese Menschen gehen viel experimenteller an ihre Jobs ran, haben sehr hohe Ansprüche an ihre Arbeitgeber und sind keinesfalls gewillt, große Konstanz an den Tag zu legen. Es ist eher ein Wert an sich, am Beginn einer Berufslaufbahn möglichst viele Erfahrungen zu sammeln. Das alles soll kein Vorwurf sein. Es beschreibt nur den Rahmen, mit dem wir als Unternehmen auf der Suche nach den besten Mitarbeitern künftig zurechtkommen müssen. Ein Beleg für die Dramatik der Entwicklung ist folgender Fakt: Von den bald 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der OHB System AG in Deutschland ist jeder zweite 35 Jahre und jünger. Diese Menschen gehören zu den beiden beschriebenen Generationen, die einem starken Wertewandel unterliegen.

Was muss die Abteilung HR daraus ableiten?

Hofmann: Das über allem stehende Ziel muss es sein, Identifikation im Höchstmaß zu schaffen. Denn Identifikation führt zu Bindung. Und Bindung ist wie skizziert essenziell, besonders in dem Wissen, dass uns das mutmaßlich nur bei jedem dritten Mitarbeiter in der Art gelingen wird.

Wie schafft es ein Unternehmen, neue Kolleginnen und Kollegen für das Unternehmen einzunehmen?

Hofmann: In dem Maße, in dem Fragen der Arbeitsplatzsicherheit aufgrund der Markt- und Konjunkturlage in den Hintergrund treten, werden Fragen der Aufgabeninhalte und deren Attraktivität und des Sinnes der Tätigkeit wichtiger.

Was muss der Arbeitgeber also vermitteln?

Hofmann: Zum einen die Perspektive, sich über interessante Inhalte und Aufgaben über einen längeren Zeitraum entwickeln zu können. Und zum anderen muss er die Frage beantworten, worin der Sinn dieser Aufgabe liegt und wie der Beitrag des Einzelnen einzuordnen ist.

OHB und SC Borgfeld: Nachwuchsförderung im Fußball

OHB unterstützt in der Saison 2018/2019 die B-Jugend-Mannschaft (U 17) des SC Borgfeld als Hauptsponsor. Die Mannschaft um Trainer Burak Bahar hat im letzten Spiel der Saison den Aufstieg in die Bundesliga perfekt gemacht und misst sich in dieser Spielzeit unter anderem mit dem HSV, Hannover 96, dem VfL Wolfsburg, RB Leipzig und natürlich Werder Bremen. Über die Partnerschaft mit unserem Stadtteilverein machen wir jede Woche Hunderte Jugendliche auf OHB aufmerksam, die in den rund 30 Mannschaften des Vereins spielen. Das OHB-Kommunikationsteam wird regelmäßig über die Entwicklung der Mannschaft berichten. Für den kleinen Verein SC Borgfeld ist die Bundesliga ein Abenteuer; es trifft David auf Goliath. In etwa so, wie es OHB in den Anfangsjahren auch ergangen ist. Und es gibt noch eine weitere Parallele: Wie OHB wurde auch der SC Borgfeld 1981 gegründet ...

Zur Person

Klaus Hofmann, Jahrgang 1960, ist seit 2015 Vorstandsmitglied der OHB SE. Zuvor war er als Senior Vice President bei der Wacker Chemie AG tätig. Hofmann hat an der Universität München Betriebswirtschaftslehre studiert. Anschließend war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität der Bundeswehr in Neubiberg tätig. Von 1992 bis 2011 bekleidete Hofmann verschiedene leitende Funktionen bei EADS/Airbus.

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