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Von einem, der auszog, zwei Satelliten zu holen

Wie OHB zum Hauptauftragnehmer der FOC*-Satelliten für das Europäische Satellitennavigationssystem Galileo wurde

„Gewinnen Sie zwei Galileo-Satelliten“ lautete im Jahr 2007 der Marschbefehl, den Dr. Ingo Engeln vom Firmengründer und Visionär Manfred Fuchs (1938–2014) erhielt. Dass die OHB System AG zehn Jahre später Aufträge für insgesamt 34 Satelliten für Galileo erhalten haben würde, war alles andere als absehbar.

Engeln machte sich prompt daran, die Akquise über die folgenden Monate sorgfältig vorzubereiten. Schon bald war mit Surrey Satellite Technology Ltd. (SSTL) der ideale Partner gefunden. Gemeinsam bewarben sich die beiden Unternehmen als Kandidat für die Ausschreibung. „Unsere Kooperation beruht auf einem Dokument, das unsere Zusammenarbeit auf nur einer Seite regelt“, erklärt Dr. Engeln, der heute als Vorstand der OHB System AG das Ressort Aufklärungssysteme und Bodenstationen verantwortet. „Und im Prinzip hat die Regelung bis heute Bestand: OHB ist als Hersteller der Satellitenplattform und Systemführer für das Satellitenkonzept, die Satellitenplattform, die Integration der Satelliten und deren Verifikation zuständig. Außerdem unterstützen wir die notwendigen Aktionen während der Startvorbereitungen und der In-Orbit-Verifikation unserer Satelliten. SSTL liefert für jeden Satelliten die Navigationsnutzlast und unterstützt deren Integration und Tests.“

Dr. Ingo Engeln © OHB

OHB ALS „HIDDEN CHAMPION“

„Wir waren damals für die ESA ein Newcomer – zumindest auf dem Gebiet der Navigationssatelliten. Von Vorteil war, dass wir durch den SARLupe-Auftrag auch, eingestuftes Arbeiten‘ verinnerlicht hatten. Außerdem wollten wir den Auftrag unbedingt an Bord holen! Ende 2008 waren wir schließlich einer von zwei Kandidaten, die sich für die Abgabe eines FOC-Satellitenangebots qualifiziert hatten“, erinnert sich Dr. Engeln. „Wir konnten uns aus dem Stand gegen den Mitbewerber durchsetzen und erhielten Anfang 2010 einen Auftrag für 14 FOC-Satelliten. Das hat den einen oder anderen vermeintlichen Kenner der Branche ziemlich überrascht. Wir waren alle ganz aus dem Häuschen – die jüngeren Kollegen wollten schon zum Autokorso durch Bremen aufrufen …“ Auch bei der zweiten Satellitentranche konnte sich OHB behaupten und bekam 2012 den Zuschlag für weitere acht Satelliten.

 

Mit dem nächsten Start von vier Satelliten im Sommer 2018 wird die Konstellation komplettiert

Dr. Wolfgang Paetsch, Vorstand der OHB System

 

SCHRITTWEISER AUFBAU DER SATELLITENKONSTELLATION

Im August 2014 wurden die beiden ersten von OHB entwickelten und gefertigten Navigationssatelliten vom Startplatz Kourou aus gestartet. Zunächst traten die OHB-Satelliten paarweise mit einem Sojus-Träger die Reise an. Ende 2017 wurde zum zweiten Mal ein Satelliten-Quartett erfolgreich mit einer Ariane-5-ES-Rakete in den Weltraum transportiert. Damit stieg die Anzahl der FOC-Satelliten von OHB im Weltraum auf 18.

„Mit dem nächsten Start von vier Satelliten im Sommer 2018 wird die Konstellation komplettiert“, so Dr. Wolfgang Paetsch, der für Navigation, Erdbeobachtung und Wissenschaft zuständige Vorstand der OHB System.

    

ERFOLG IN SERIE

„Die Qualität unserer Navigationssatelliten hat noch ein weiteres Mal für sich gesprochen. Ich bin der Europäischen Kommission und der Europäischen Weltraumorganisation ESA sehr dankbar für das in uns und unsere Partner gesetzte Vertrauen“, sagt Marco Fuchs, Vorstandsvorsitzender der OHB SE und der OHB System AG. Sein Vorstandskollege Dr. Paetsch ergänzt: „Wir konnten uns auch in der dritten Ausschreibung behaupten: Im Juni 2017 wurden wir mit acht Galileo-Satelliten beauftragt, bevor die Europäische Kommission im Oktober 2017 eine der vertraglich vereinbarten Optionen zog und vier weitere Satelliten orderte.“

HEUTE AN MORGEN DENKEN

„Der ehrgeizige Zeitplan sorgt dafür, dass künftig sowohl im Weltraum als auch auf der Erde Reserve-Satelliten verfügbar sind“, sagt Dr. Paetsch. „Wir ruhen uns aber nicht auf den 34 georderten OHB-Satelliten aus: Unsere Expertinnen und Experten arbeiten schon längst an Konzepten für die nächste Satellitengeneration und für weitere Dienste, die sie erbringen soll.“

 

*) Die Phase bis zum Erreichen der vollen Einsatzkapazität des Galileo-Programms wird von der Europäischen Union verwaltet und in voller Höhe von ihr finanziert. Die Europäische Kommission und die Europäische Weltraumorganisation (ESA) haben eine Übertragungsvereinbarung unterzeichnet, gemäß der die ESA im Auftrag der Kommission als die für den Entwurf und die Beschaffung verantwortliche Stelle handelt. Die hier getroffenen Aussagen sind auf keinen Fall als Wiedergabe des offiziellen Standpunkts der Europäischen Union bzw. der ESA anzusehen. Galileo ist ein eingetragenes Warenzeichen von EU und ESA gemäß HABM-Antrag Nr. 002742237.

Das Quartett schwebt ein: Vier von der OHB System AG entwickelte und gefertigte Navigationssatelliten werden am Startplatz Kourou in Französisch-Guayana für den Start mit einer Ariane-5-ES-Rakete vorbereitet. © ESA/CNES/Arianespace

INFO

Das Europäische Satellitennavigationssystem Galileo wird den Menschen in Europa und auf der ganzen Welt eine Vielzahl hilfreicher Navigationsanwendungen ermöglichen. 24 in drei Ebenen angeordnete operative Satelliten plus Reserve-Satelliten sowie ein weltweites Netz an Bodenstationen können Satellitennavigation mit einer bislang nicht erreichten Genauigkeit und Verfügbarkeit bieten. Das System wurde mit einem ersten Dienst am 15. Dezember 2016 in Betrieb genommen.

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